KOMMENTAR: RAVENS MACHEN BEI LAMAR JACKSON ALLES RICHTIG

Von Kai Esser

"Die Baltimore Ravens haben kein Interesse daran, meinen Wert in einem Vertrag darzustellen. Daher habe ich einen Trade angefragt."

Das twitterte Lamar Jackson am vergangenen Montag. Die Nachricht platzte wie eine Bombe und ist das nächste Kapitel in einer Saga, ja fast schon Posse, um den Quarterback.

Es ist Jacksons gutes Recht, seine eigenen Ansichten über seinen "Wert" zu haben, dennoch ist es genau so das gute Recht der Ravens, andere Vorstellungen zu haben. Sollte Jackson wirklich einen voll garantierten Vertrag in den Dimensionen von Deshaun Watson fordern (230 Millionen über fünf Jahre), dann machen die Ravens in diesem Fall alles richtig.

Lamar Jackson: "Copycat League" gilt nicht für die Ravens

Es gibt einen Grund, warum die Ravens seit 2000 eines der erfolgreichsten Teams der AFC sind, womöglich nur hinter den New England Patriots und Kansas City Chiefs und seit 2008 in John Harbaugh den selben Cheftrainer besitzen.

Das Team aus Maryland lebt von einer ganz eigenen Kultur - und diese Kultur fußt nicht auf einem Quarterback, der ein Viertel des verfügbaren Gehalts schluckt. Die Ravens haben es 2022 nämlich sogar mit dem Backup des Backups in die Playoffs geschafft und sind dort nur haarscharf an den Cincinnati Bengals gescheitert.

Es ist nur logisch, dass Jackson auf den Divisionsrivalen Cleveland Browns und Quarterback Watson schaut und sich sagt "Hey, ich bin besser als der Kerl, ich sollte also auch mehr Geld bekommen." Aber die Browns sind mit wenigen Ausnahmen seit Jahren die Lachnummer der AFC, während die Ravens in einer Ära mit Tom Brady, Peyton Manning und Ben Roethlisberger zwei Super Bowls und zwei Drittel ihrer Playoff-Spiele gewannen.

Es wäre, als würde der SC Freiburg auf einmal die Methoden von Hertha BSC kopieren, weil das dort jemand fordert. Die NFL gilt als "Copycat League", doch das hat Grenzen. Die Ravens geben keinem Spieler, der seit 2021 acht Spiele verletzt verpasst hat, eine Garantiesumme in diesen Dimensionen. Wenn Jackson nicht garantieren kann, dass er am Wochenende auf dem Feld steht, sollten die Ravens ihm auch kein Geld garantieren.

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Lamar Jackson wird schlecht beraten - nämlich gar nicht

Das größte Manko bei diesen Verhandlungen - und zwar für alle Beteiligten - ist der fehlende Berater bei Jackson. Offiziell wird er von seiner Mutter vertreten, de facto sitzt er jedoch selbst am Verhandlungstisch.

Was in der Theorie prima klingt und sogar Geld spart - NFL-Agenten erhalten drei Prozent des Vertragsvolumens als Salär - ist in der Praxis jedoch mehr als unvorteilhaft. Jackson hat logischerweise keine emotionale Distanz zu sich selbst. Dass diese Verhandlungen in einem Knall enden, war absehbar.

Am Ende des Tages wird es ein Team geben, das nicht nur die nötigen zwei First-Round-Picks als Trade-Kompensation bezahlt, sondern auch die geforderte Garantiesumme für den Spielmacher.

Aber das wird dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Team mit nachhaltigem Erfolg wie Baltimore sein.

2023-03-28T09:53:10Z dg43tfdfdgfd